Wettbewerbsnachteile, die sich durch die Globalisierung ergeben
Welche Wettbewerbsnachteile ergeben sich für die Hochlohnländer durch die Globalisierung?
Die
Regierungen der westlichen Industrienationen hatten es für chic
und nützlich befunden, die ehemals vorhandenen Schutzzölle
schrittweise abzubauen und damit den knallharten weltweiten
Lohndumpingwettbewerb einzuleiten.
Welche konkreten Vor- und Nachteile ergeben sich aus dieser
Strategie, die sie ohne Zustimmung der Wähler
eigenmächtig und ohne großes Aufsehen durchgeboxt
haben?
Wettbewerbsnachteile
der Globalisierung:
Soziale
Errungenschaften müssen auf den Prüfstand!
Wegen
des Wegfalls der Schutzzölle wandert das Kapital natürlich
dorthin, wo die Produktionskosten am niedrigsten sind (dadurch
höhere Kapitalrenditen). Damit werden alle sozialen
Errungenschaften der letzten 150 Jahre zur Kostenbelastung. Es muss
in den ehemaligen Hochlohnländern kräftig gespart werden
(vor allem bei den Renten), um kostenmäßig nicht
völlig ins Abseits zu geraten.
Wettbewerbsnachteile
der Globalisierung:
Hohe
Renten kann sich kein Land mehr leisten!
Warum
müssen die Renten trotz steigender Produktivität seit 1980
sinken? Die Globalisierungslobby möchte diesen Umstand gerne mit
der zunehmenden Zahl der Rentner entschuldigen. Aber diese
demografische Entwicklung ist ein alter Hut, sie hat schon vor
über 100 Jahren eingesetzt. Und trotzdem hat sich früher
(vor der Globalisierung) die Kaufkraft der Rentner
etwa
alle
25 Jahre verdoppelt.
In Deutschland wird zunehmend zu Lasten der Rentner umgeschichtet:
Mehr Geld für Scheinasylanten, Hartz-IV-Familien, Eltern,
Euro-Rettungspakete usw., dafür starke Einbußen bei den
Rentenbeziehern.
Wettbewerbsnachteile
der Globalisierung:
Die
hohen Krankenversicherungsbeiträge bedeuten im globalen
Wettbewerb eine hohe Belastung.
Wie
lange kann sich ein Staat im globalen Dumpingwettbewerb noch eine
moderne soziale Krankenversorgung leisten? Wenn es keine angemessenen
Einfuhr-Schutzzölle gibt, wird auch die flächendeckende
Krankenversorgung zur schweren Hypothek.
Andere Länder machen es halt billiger. Die Anfänge des drohenden Desasters haben die Deutschen bereits zu spüren bekommen: Praxis-Gebühren, höhere Privatbeteiligungen, Zuzahlungen bei Medikamenten und Zahnprothesen, Wegfall der Zuschüsse für Brillen - und trotzdem stetig steigende Beiträge. Im Gegenzug wurden die Hilfen für ausländische Kranke und Schwerstbehinderte aufgestockt.
Wettbewerbsnachteile
der Globalisierung:
Aufnahme
von Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten
Besonders
Deutschland hat sich in der Vergangenheit bei der Aufnahme von
mittellosen Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten sehr
großzügig gezeigt, obwohl es anders als die klassischen
Einwanderungsländer zu den dichtbesiedelsten Gebieten der Erde
zählt.
Eine solch ehrbare Humanität ist nun einmal mit hohen Kosten
verbunden. Bislang konnten diese mit realen Lohnverzichten teilweise
kompensiert werden. Aber wird man sich dies auch noch in Zukunft
erlauben können und wenn ja - wie weit will man
Reallöhne bzw. Renten sinken lassen?
Wettbewerbsnachteile
der Globalisierung:
Freundliche
Aufnahme von Armutsflüchtlingen
Es
ist mehr als verständlich, wenn Menschen aus notleidenden
Staaten ihr Heil in den alten Wohlstandsländern suchen. Die
meisten von ihnen kommen mit ihren großen Familien in der
festen Absicht, sich in der neuen Wahlheimat die Brötchen selber
zu verdienen.
Aber in der Realität schaut es dann oft ganz anders aus -
für ungelernte Kräfte ist die Arbeitsmarktlage in
Deutschland desaströs, weil wegen des brutalen
Globalisierungswettbewerbs einfache Tätigkeiten weitgehend
wegrationalisiert oder ins Ausland verlagert wurden.
So müssen viele der Armutsflüchtlinge (notgedrungen) dann doch ausschließlich über den Staat versorgt werden. Diese Kosten drücken zusätzlich auf die Reallöhne, was in Teilbereichen schon dazu führt, dass harte Arbeit schlechter entlohnt wird als das Nichtstun (besonders bei Familien mit Kindern).
Wettbewerbsnachteile
der Globalisierung:
Umweltschutz
- alle beschwören ihn, aber niemand kann ihn bezahlen!
Normalerweise
wären die finanziellen Belastungen für einen erfolgreichen
Umweltschutz leicht zu schultern. Aber der globale Dumpingwettbewerb
macht auch hier wieder einmal einen Strich durch die Rechnung.
Staaten mit einem hohen Anspruch an den Umweltschutz geraten in
Bedrängnis und in die Kostenfalle. Die Hersteller und Investoren
haben es in einem offenen Weltmarkt doch gar nicht nötig,
ausgerechnet dort zu produzieren, wo die Auflagen am höchsten
sind. Zollfreier Wettbewerb und Umweltschutz sind nun einmal
völlig unvereinbare Komponenten.
Wettbewerbsnachteile
der Globalisierung:
Alle
suchen ihr Heil in weiteren Bildungsoffensiven!
Politiker
werden nicht müde, medienwirksam mehr Ausgaben für Bildung
und Forschung anzumahnen. Sie träumen davon, Deutschland zur
Ideenschmiede der Welt zu machen ("wir sind doch die
Herrenrasse"), die anderen Länder sollen dann unsere Werkbank
sein.
Einmal abgesehen von dieser dümmlichen, arroganten
Grundeinstellung: Auch Bildung und Forschung sind im harten globalen
Wettbewerb natürlich Kostenfaktoren, die erst einmal verdient
und bezahlt werden müssen (hätten wir angemessene
Schutzzölle, wäre die Finanzierung viel einfacher).
Und wenn in China junge Menschen für ein Zehntel des Geldes zu
ebenbürtigen Ingenieuren ausgebildet werden können, sollte
man unserer Bevölkerung nicht immer wieder vorgaukeln, wir
könnten mit einer weiteren Bildungsoffensive die
Billigkonkurrenz abhängen.
Wettbewerbsnachteile
der Globalisierung:
Selbst
Arbeitsschutzmaßnahmen werden im offenen Weltmarkt zum
Luxus!
Im
Kampf um die höchsten Renditen gerät auch der Bau- und
Arbeitsschutz unter die Räder. Länder mit niedrigen
Anforderungen und laxen Kontrollen können es halt billiger - und
der günstigste Anbieter bekommt meist den Zuschlag. So war es
schon immer, so wird es auch künftig sein.
Wettbewerbsnachteile
der Globalisierung:
Weltweite
Finanztransfers und Spekulationsfieber!
Der
nahezu zollfreie globale Dumpingwettbewerb entzieht der
Normalbevölkerung die Kaufkraft, die zum Erhalt der
Vollbeschäftigung notwendig wäre. Das
überschüssige, dem Normalverbraucher entzogene Geld
beflügelt die Kapitalrenditen und sucht dringend
Anlagemöglichkeiten.
So kommt es immer wieder zu gefährlichen
Spekulationsblasen, die (Ironie des Schicksals) dann vom Staat
(also von den kleinen Leuten) ausgebügelt werden müssen. Um
den überfälligen Zusammenbruch der globalen Weltwirtschaft
noch einmal hinauszuzögern.
Wettbewerbsvorteile
der Globalisierung?
Waren
werden billiger...
Nach
uralter Mär soll der zollfreie Wettbewerb die Produktion die
Kosten senken und damit die Waren billiger machen - zum Nutzen aller
Verbraucher. Aber diese unausrottbare alberne Theorie hat sich
längst widerlegt.
Denn erstens werden viele Waren kaum billiger, weil Hersteller und Kapitaleigner höhere Gewinne einstreichen.
Zweitens geht ein Gutteil der Kostenersparnis durch andere Aufwendungen verloren (Warentransport, Warenkontrolle im Ausland, imageschädigende Qualitätsmängel, Rückrufaktionen und Lieferengpässe, Produktpiraterie, Technologieklau, Bestechungsgelder, juristische Auseinandersetzungen, Behördenwillkür, Dolmetscher usw.).
Drittens verlangsamt sich durch die Verlagerung in Billiglohnländer der technische Fortschritt (bei Niedrigstlöhnen ist der Rationalisierungsdruck geringer).
Viertens und letztens kommt das größte Handicap: Durch die Auslagerung der Produktion und wegen des globalen Dumpingwettbewerbs können die heimischen Reallöhne und Renten nicht mehr steigen.
"Aber,
aber - was soll das ganze Gerede, uns geht es doch
gut!"
Was
ich als wahrhaft toleranter Mensch nun wirklich nicht ausstehen kann
sind die dummdreisten Beschwichtigungsrituale. "Noch nie ging es uns
so gut wie heute", triumphieren die einen, und "jammern auf hohem
Niveau" schimpfen die anderen. Also ist tatsächlich alles gut,
läuft alles prima?
Nein,
das tut es eben nicht! Es ging den alten Industrienationen vor Beginn
der Globalisierung (1980) deutlich besser und zwar nicht nur
finanziell, sondern auch (was noch wichtiger ist)
gefühlsmäßig.
Man lebte damals allgemein mit weniger Stress, mit weniger Angst vor
drohendem Arbeitsplatzverlust (wer hätte 1980 einen schlecht
bezahlten oder unbefristeten Arbeitsplatz angenommen?) und deshalb
auch mit mehr Selbstachtung.
Dies ist eine völlig paradoxe Entwicklung, denn eigentlich hätte der ewige technische Fortschritt, der ständige Lerneffekt, der innovative Erfindungsgeist zu einer Verdoppelung des Lebensstandards führen müssen. Wir haben aber nicht einmal das Niveau von 1980 halten können. Unsere Lebensqualität ist heute schlechter als damals.
Was
macht die Politik - warum sind alle etablierten Parteien für die
Globalisierung?
Auffällig
ist doch, dass nahezu sämtliche westlichen großen Parteien
den rigorosen Zollabbau und damit die Globalisierung weiterhin
gutheißen! Selbst innerhalb der Parteien gibt es keine
erkennbaren Querdenker.
Obwohl die Bevölkerungen der westlichen Staaten, würden sie
jemals gefragt, sich bei neutraler Aufklärung mehrheitlich
für einen Zoll-Protektionismus (Einfuhr-Schutzzölle)
entscheiden würden, vertritt die Kaste der Politiker kategorisch
eine ganz gegensätzliche Ansicht.
Was ist das für eine eigenartige Demokratie, in der die Bundestagsabgeordneten im entscheidendsten Punkt eine konträre Richtung zu den Wähler einschlagen, die sie doch angeblich "vertreten". "Repräsentative Demokratie" scheint mir da doch eher ein Wort der Verhöhnung zu sein.
Kann
es tatsächlich sein, dass die meisten Parlamentarier keinen
blassen Schimmer von den Zusammenhängen der Weltwirtschaft
haben, weil sie sich ganz und gar auf das kleine Expertenteam
ihrer Partei verlassen? Kann es womöglich sein, dass sich
die Topleute der Kapitallobby
in die Politik einmischen (oder einkaufen) und im Hintergrund die
Fäden ziehen?
Kann es sein, dass der mächtige Propagandaapparat des Kapitals
(auch die privaten Großverlage befinden sich schließlich
im Besitz de Kapitals) den Nährboden bereiten für eine
kapitalfreundliche (und damit globalisierungsfreundliche) Politik,
die scheinheilig den Zoll-Protektionismus verteufelt und damit den
Subventions-Protektionismus heraufbeschwört?
Ich habe hier einige Fragen nur kurz angerissen. Wenn Sie an weiterführenden Informationen und Analysen interessiert sind, empfehle ich Ihnen mein Buch "DAS KAPITAL und die Globalisierung".
Eine
herzliche Bitte: Sollte Ihnen dieser Artikel
(http://www.globalisierung-welthandel.de/wettbewerbsnachteile.html)
gefallen haben, empfehlen Sie ihn bitte weiter. Denn nur die
allgemeine Aufklärung der Bevölkerung ebnet den Weg
für notwendige Veränderungen.
Es dankt Ihnen Manfred J. Müller
Lesenswert!
Hintergrund & Analyse:
Ist
der Kapitalismus reformierbar?
Fridays
for Future? Ist der Klimawandel eine Folge der
Globalisierung?
Ist
die Globalisierung Basis unseres
Wohlstandes?
Und leben wir auf Kosten der anderen?
Ist
die Welt nur über den Zoll zu
retten?
Home
(Eingangsseite
www.globalisierung-welthandel.de)
Impressum
© Dieser Text ist die Zusammenfassung einer Studie des
unabhängigen, parteilosen Wirtschaftsanalysten und Publizisten
Manfred J. Müller aus Flensburg.
"Welchen Wert haben Debatten über die wirtschaftlichen Probleme Deutschlands, wenn das herausragende Phänomen der sinkenden Reallöhne bei steigender Produktivität einfach ignoriert wird?"
Alle
Länder, die sich erpressbar gemacht und in eine
Exportabhängigkeit manövriert haben, werden ihr
blaues Wunder erleben!
Seit
40 Jahren erleben die westlichen Demokratien einen
schleichenden
Niedergang.
Die inflationsbereinigten Löhne und Renten sanken,
während sich die Arbeitslosenzahlen trotz aller
Bilanzierungstricks vervielfachten (auch im deutschen
"Exportwunderland"). Kapitalismus,
Zollfreihandel, Globalisierung: Mit
mehr Verständnis für die weltwirtschaftlichen
Zusammenhänge, einer Loslösung von den Irrlehren
der Kapitallobby und der Wahnidee des globalen
Dumpingwettbewerbs könnten die richtigen
Schlussfolgerungen gezogen und notwendige Reformen
eingeleitet werden. Dazu wären nicht einmal
internationale Abkommen vonnöten. Jeder Staat
könnte souverän handeln und sich somit aus der
Zwangsjacke der einschnürenden Abhängigkeiten
befreien. Daraus entstünde weltweit ein offener
Wettbewerb über das beste Staats-, Demokratie-,
Ökologie- und Wirtschaftsmodell.
Anstatt sachlich nach den Ursachen des paradoxen Abstiegs zu
forschen, werden diejenigen, die unliebsame Fragen stellen
und nicht bereit sind, in den allgemeinen Jubelchor
einzustimmen ("Noch nie ging es uns so gut wie heute!"), als
stumpfsinnige Populisten verunglimpft. Das hat Methode! Die
Kapitallobby versucht mit dieser fiesen Masche, an ihren
lukrativen Lebenslügen festhalten zu
können.
NEU:
DAS
KONTRABUCH
Wie
funktioniert die grenzenlose Ausbeutung?
Und was müssten unbestechliche Politiker dagegen
tun?
Manfred
Julius Müller, 100 Seiten, Format 17x22
cm,
8,90
Euro
Manfred
Julius Müller analysiert seit über 30 Jahren
weltwirtschaftliche Abläufe. Er ist Autor verschiedener
Bücher zu den Themenkomplexen Globalisierung, Kapitalismus und
Politik. Manche
Texte von Manfred J. Müller fanden auch Einzug in
Schulbücher oder werden zur Lehrerausbildung herangezogen.
Die
Texte & Bücher von Manfred J. Müller sind
überparteilich &
unabhängig!
Sie werden nicht, wie es leider häufig der Fall
ist, von staatlichen Institutionen, Global Playern, Konzernen,
Verbänden, Parteien, Gewerkschaften, der EU- oder der
Kapitallobby gesponsert! Auch nicht indirekt.