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Profitiert Deutschland von der Globalisierung?

Welche Auswirkungen hat die Globalisierung auf Deutschland?
Überwiegen die Vorteile? Wie neutral berichten die Medien?

 

Politik und Medien zeichnen im Allgemeinen ein erstaunlich positives Bild von der Globalisierung. Die Globalisierung sei unabwendbar, steigere den Wohlstand und, wie könnte es auch anders sein, profitiere besonders Deutschland von diesem seltsamen Phänomen.

Doch die positive Einschätzung hält einer genaueren Analyse kaum stand. Die vermeintlichen Vorteile, die sich nach 50jähriger Dauerberieselungs-Propaganda als "unumstößliche Dogmen" in den Köpfen der unbedarften Medienkonsumenten eingebrannt haben, verkehren sich bei genauerer Betrachtung ins Gegenteil.

 

Der Einfluss der Globalisierung auf die Arbeitslosenzahlen in Deutschland
Vergleichen wir also in dieser Studie zunächst einmal die Arbeitslosenzahlen des Jahres 1980 mit denen von 2016. (Das Jahr 1980 gilt in Expertenkreisen als Orientierungsmarke für den Beginn der Globalisierung.)

Also: Die offiziellen Arbeitslosenzahlen haben sich in den 36 Jahren in etwa verdreifacht (1980= ca. 1 Million, 2016 = ca. 3 Millionen).
Doch die amtliche Statistik offenbart nicht einmal die halbe Wahrheit. Im Laufe der Zeit hat sich nämlich eine gigantische
verdeckte Arbeitslosigkeit aufgebaut. Millionen Menschen werden heute aus dem Arbeitsprozess ausgegliedert, indem man sie vorzeitig in Rente schickt oder ihnen eine Frühinvalidität bescheinigt. Es gibt massenweise Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, 1-Euro-Jobs, unbezahlte Praktikas, Verlegenheits-Umschulungen usw..
Fazit: Heute fehlen in Deutschland trotz aller Erfolgsmeldungen etwa 15 Millionen sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.

 

Der Einfluss der Globalisierung auf die Lohnentwicklung!
Man kann es kaum glauben! Tatsächlich aber haben sich in den letzten 36 Jahren die Arbeitseinkommen in den meisten Berufen rückläufig entwickelt. Dieser widernatürliche Abwärtstrend trifft nicht nur untere Einkommensklassen und Durchschnittsverdiener, auch viele Akademiker (Juristen, Architekten, Ärzte, Apotheker usw.) müssen ihn erdulden.
Um die Schreckensbilanz zu vertuschen wird immer wieder auf unseren vergleichsweise hohen Lebensstandard herumgeritten. Dabei wird lustvoll mit dem Finger auf andere Länder gezeigt, denen es derzeit schlechter geht. Es stimmt, im Vergleich zu anderen Staaten geht es Deutschland recht gut.

Aber warum ist das so? Weil andere Länder noch mehr unter der Globalisierung bzw. dem Zollfreihandel leiden. Und weil es dort mehr Korruption, mehr Vetternwirtschaft, mehr Rechtsunsicherheit und mehr bürokratische Willkür gibt. Zum Teil auch, weil dort die Arbeitsmoral und das Bildungssystem schlechter sind. Es scheint mir mehr als hinterfotzig, den Vergleich immer wieder mit wirtschaftlich unterlegenen Staaten zu suchen und dabei vom Offensichtlichen (vom eigenen steten Niedergang) abzulenken.

Man führe sich immer wieder vor Augen: Die Produktivität hat sich in Deutschland seit 1980 verdoppelt - trotzdem sind die durchschnittlichen Erwerbseinkommen gesunken (obwohl die meisten Bundesbürger heute viel mehr Geld und Zeit in ihre Bildung investiert haben).
Anders ausgedrückt. Die rasanten technologischen Fortschritte waren alle für die Katz!
Der Lebensstandard von heute ließe sich auch (bei einer Renaissance der Zölle) mit der Uralttechnik und dem Bildungsniveau des Jahres 1980 erwirtschaften.

 

Der Einfluss der Globalisierung auf die Renten
Was bereits über die Lohnentwicklung gesagt wurde, trifft auch auf die Renten zu. Hier vollzog sich der Niedergang allerdings noch dramatischer, weil zusätzlich noch die Rentenformel verändert wurde. Man begründet diesen Abbau mit der Demografie, der gestiegenen Zahl der Rentenempfänger. Doch der demografische Wandel, der Rückgang der Geburtenrate und das Ansteigen der Lebenserwartung, vollzieht sich seit über 100 Jahren. Und in früheren Zeiten hat dieser stinknormale zivilisatorische Trend nicht zu Rentenkürzungen geführt. Die Vervielfachung der Produktivität erlaubte sogar einen fulminösen Anstieg des Rentenniveaus.

 

Der Einfluss der Globalisierung auf die Zinserträge...
Vor zehn Jahren noch gab es satte Renditen auf Sparguthaben und Lebensversicherungen - aber auch hier hat sich der Wind total gedreht. Sparer werden inzwischen schleichend enteignet, die private Altersversicherung verkommt zur Farce.
Ursache für diese vertrackte Situation ist die Geldpolitik westlicher Staaten. Sie pumpen frisch generiertes Geld zu Nullzinsen in den Markt, um den totalen Absturz ihrer Volkswirtschaften zu verhindern oder doch zumindest hinauszuzögern. Doch mit dieser Billiggeldschwemme machen sie alles nur noch schlimmer, die Marktwirtschaft wird pervertiert. Investoren pumpen Geld in Unternehmungen, die unter normalen Umständen völlig absurd (unrentabel) wären.
Gäbe es den Zollabbau (die Globalisierung) nicht, hätten die souveränen Staaten noch eine Kontrolle über die Finanzwirtschaft Und der unberechenbare Kasinokapitalismus wäre der Welt (und auch Deutschland) erspart geblieben.

 

Der Einfluss der Globalisierung auf die Wirtschaft ...
Als es noch vernünftige Zollgrenzen gab, die die Staaten in Europa und der Welt vor einem maßlosen Lohn- und Steuerdumping schützten, florierten in Deutschland nahezu alle Branchen. Ob Kameras, Fernseher, Telefone, Haushaltswaren, Büromaschinen, Schuhe, Textilien oder was auch immer - nahezu alles wurde in exzellenter Qualität im eigenen Land hergestellt.
Mit dem Absenken der Zölle ging dann eine Branche nach der anderen verloren. Selbst in Bereichen, in denen Deutschland einst Weltmarktführer war (wie zum Beispiel in der Kameraindustrie), setzte ein unternehmerisches Massensterben ein.

Heute gibt es in Deutschland eigentlich nur noch vier Produktionsbereiche von Bedeutung (Auto- und Maschinenbau, Pharmazie, Chemie). Die Erfolge, die unsere Global Player jetzt noch genießen dürfen und die heute die allgemeine Wahrnehmung dominieren, wurden erkauft mit dem Aussterben aller anderen Branchen.

In den Medien wird ein völlig einseitiges, verschrobenes Bild gezeichnet. Die Vertreter der Großkonzerne stehen im Fokus, dürfen immer wieder ihre einseitigen Argumente vortragen ("Deutschland profitiert"), finden Gehör bei unserer Politikelite, während von den verwaisten Industriezweigen niemand redet.
Eine Wiederbelebung der Zollgrenzen würde dazu führen, verlorenes Terrain zurückzuerobern - würde ermöglichen, dass Deutschland sich wieder weitgehend autark versorgen kann und der irreale und umweltbelastende Warentourismus eingedämmt wird.

Aber mit Logik und Vernunft kommt man in unserer lobbygeprägten Mediendemokratie kaum weiter. Denn tote Branchen haben keine Lobby mehr. Es ist grad so, als wenn es sie nie gegeben hätte und sie auch nie wieder reanimiert werden könnten.

 

 

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© Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher). Erstveröffentlichung Mai 2016 (aber wie man sieht immer noch brandaktuell).

 


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Anmerkung: Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.

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Geht es in unserer Demokratie am Ende nur um den Machterhalt der etablierten Parteien? Damit sich an eingefrorenen Grundsätzen (EU, Euro, Zollfreihandel, Kriegsbeteiligungen, antinationale Multikulti-Ideologie usw.) nichts ändert? Auch wenn dadurch sich der seit 1980 anhaltende Niedergang Deutschlands weiter fortsetzt?